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Weltliteratur aus Bad Wörishofen
Sie gilt als Ikone modernen Schreibens, und Virginia Woolf bekannte, nur auf die Literatur der Katherine Mansfield (1888-1923) sei sie je eifersüchtig gewesen. 1980 tauchten Studenten aus Mansfields Geburtsland Neuseeland in Bad Wörishofen auf, um den Ort zu sehen, der die Autorin geprägt und in dem die später Weltberühmte Geschichten für ihr erstes Buch geschrieben hatte – einen Hinweis darauf fanden sie im Kneipp-Kurort allerdings nicht.
Sie gilt als Ikone modernen Schreibens, und Virginia Woolf bekannte, nur auf die Literatur der Katherine Mansfield (1888-1923) sei sie je eifersüchtig gewesen. 1980 tauchten Studenten aus Mansfields Geburtsland Neuseeland in Bad Wörishofen auf, um den Ort zu sehen, der die Autorin geprägt und in dem die später Weltberühmte Geschichten für ihr erstes Buch geschrieben hatte – einen Hinweis darauf fanden sie im Kneipp-Kurort allerdings nicht.
Nach wenigen Tagen zieht sie
um in die „Villa Pension Müller“. Ende Mai verliert sie ihr Kind durch eine
Fehlgeburt. Bis zu ihrer Rückkehr nach England Ende Dezember 1909 formt sie aus
der eigenen Situation und dem Nachdenken über sich, aus ihren Beobachtungen von
Einheimischen und Kurgästen, Milieu und Landschaft ein deutsches Bild voller
Trauer und humorvoller Bosheiten, das mittlerweile zur Weltliteratur zählt. Wer
die Region kennt, liest noch immer Vertrautes: Wörishofen taucht als dem
benachbarten Mindelau nachempfundenes „Mindelbau“ auf, das nahegelegene
Dorschhausen kommt vor, das Café Luitpold und das ein paar Kilometer entfernte
Schlingen, in dessen Wirtshäuser Kennern zufolge Kurgäste gingen, die der
strengen Diät entkommen wollten – was dem Ortsnamen eine sehr wörtliche
Bedeutung gibt. Kurz vor ihrer Abreise wohnt Mansfield noch eine Weile beim
Postbeamten Johann Brechenmacher, den sie dann mit Namen, Beruf und Frau in
ihren literarischen Kosmos aufnimmt.
Am 24. Februar 1910 veröffentlicht die Londoner Wochenzeitung „The New Age“ die erste der in Wörishofen geschriebenen Kurzgeschichten: „Das Kind-das-müde-war“ – deutlich an Tschechow orientiert, dessen Werk sie im Kneipp-Ort durch ihren dortigen polnischen Liebhaber kennengelernt hatte. 1911 wird aus diesen frühen Geschichten der Katherine Mansfield, wie sie sich als Autorin nennt, ihr erstes Buch („In a German Pension“); auf Deutsch liegen sie seit 1980 vor.
Die Villa Pension Müller 1909, als Katherine Mansfield dort wohnte. |
Die „Villa Pension Müller“ fanden die neuseeländischen Studenten 1980 nicht mehr; sie hatte schon lange dem „Allgäuer Hof“ Platz gemacht. Doch enthüllten dort 1988 zum 100. Geburtstag der Autorin Neuseelands Botschafter in Deutschland, Bad Wörishofens Bürgermeister und der Hotelier eine Gedenktafel. 2007 wurde der „Allgäuer Hof“ abgerissen, die Gedenktafel lagert seither im örtlichen Bauhof. Bald soll es in der Kneipp-Stadt wieder eine öffentliche Erinnerung an Katherine Mansfield geben. #
Der Beitrag erschien am 24. Februar 2010 in der Augsburger Allgemeinen - 100 Jahre nach der Veröffentlichung der
ersten bedeutenden Geschichte von Katherine Mansfield, geschrieben in der
Kurstadt.
Bildnachweis:
Katherine Mansfield: google/Bilder (famouspoetsandpoems.com/pictures/katherine_mansfield.jpg)
Villa Pension Müller: Ohne Quellenangabe abgedruckt in: Katherine Mansfield:
In einer deutschen Pension, Frankfurt a. M. (Zweitausendeins) 2006, S. 178. Repro: Mader
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