Holocaust-Mahnmal in Berlin: Familie Hoffmann (Ungarn): vier Biografien


Beitrag für die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
 („Holocaust-Mahnmal“) in Berlin
„Raum der Namen“: Familie Hoffmann (Ungarn)

Dr. János Hoffmann
1895-1944
János Hoffmann wurde am 2. Juni 1895 in Szombathely (Westungarn) geboren.
Nach Militärdienst sowie Studium in Wien und Budapest  arbeitete der Jurist in der väterlichen Firma (Essigfabrik und Laden) in Szombathely, nach deren Ruin in der Weltwirtschaftskrise ab 1930 im Warenhaus des Schwiegervaters im südungarischen Nagykanizsa. 
Nach der deutschen Besetzung Ungarns am 19. März 1944 ließ die neue, nazifreundliche Regierung unter deutschem Druck die jüdische Bevölkerung in Ghettos zusammentreiben. Am 4. Mai kam die vierköpfige Familie Hoffmann mit einem der ersten Deportationszüge aus Ungarn in Auschwitz an. Der zunächst arbeitsfähige János wurde im Spätsommer von Lagerarzt Mengele wegen Entkräftung ausgesondert und in die Gaskammer geschickt.

Helén Hoffmann
1903-1945
Helén Hoffmann kam am 16. Juni 1903 im westungarischen Zalaegerszeg als erstes Kind der jüdischen Kaufmannsfamilie Schütz zur Welt. Nach einer Ausbildung unter anderem in Biologie und Gartenbau in Deutschland heiratete sie 1922 den Juristen Dr. János Hoffmann. Am 4. Mai 1944 kam die vierköpfige Familie aus dem Ghetto von Nagykanizsa (Südungarn) mit einem der ersten Deportationszüge aus Ungarn in Auschwitz an. Bis Mitte Januar 1945 musste Helén dort Zwangsarbeit leisten, dann wurde sie im Zuge der Räumung von Auschwitz in das KZ Ravensbrück verbracht, bald danach in das KZ Rechlin. Dort starb sie, seit längerem todkrank und abgemagert bis auf die Knochen, am 21. April in den Armen ihrer 18-jährigen Tochter Judit, der einzigen Überlebenden aus der Familie.
Heléns Vater Frigyes Schütz (geb. 1873) kam mit einem späteren Transport nach Auschwitz und wurde dort am 4. August 1944 vergast.

Regina Hoffmann
1870-1944
Regina Hoffmann kam 1870 im damals österreichischen Krakau zur Welt. Ihr Vater, der jüdische Weingroßhändler Israel Rosenthal, ermöglichte ihr eine Ausbildung zur Lehrerin. Regina heiratete Ignác Hoffmann, Geschäftsmann in Szombathely (Westungarn), dessen Firma die Weltwirtschaftskrise 1930 ruinierte.  Er starb 1933. Im Frühjahr 1944 besuchte die verarmte Witwe ihren Sohn János (eines ihrer vier Kinder) und seine Familie in Nagykanizsa (Südungarn), das kurz nach ihrer Ankunft deutsches Militär besetzte. Wie alle Juden der Stadt musste sie Ende April ins örtliche Ghetto. Einige Tage später wurde die vierköpfige Familie ihres Sohnes nach Auschwitz deportiert,  bald danach auch Regina; dort musste sie sofort in die Gaskammer.


Sándor Hoffmann
1925-1945
Sándor („Sanyi“) Hoffmann kam am 28. Januar 1925 im westungarischen Szombathely als erstes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie zur Welt. Wegen des Ruins der Firma in der Weltwirtschaftskrise  zog sie 1930 nach Nagykanizsa (Südwestungarn). Ende April 1944, ein knappes Jahr nach seinem Abitur in Budapest, musste er mit seiner Familie ins örtliche Ghetto; am 4. Mai 1944 kam er mit Eltern und Schwester in einem der ersten Deportationszüge aus Ungarn in Auschwitz an. Im Lager Monowitz leistete er Zwangsarbeit als technischer Zeichner, bis die SS das KZ Mitte Januar 1945 wegen der anrückenden sowjetischen Armee aufgab und die meisten Häftlinge westwärts trieb oder transportierte. Auf diesem Weg wurde Sanyi von einem SS-Kommando mit vielen anderen in einem Wald erschossen, möglicherweise in der Nähe von Prag.

Text: Ernst T. Mader, Dezember  2010
Quellen: Judit Varga-Hoffmann • János Hoffmann: Ködkárpit. Egy zsidó polgár feljegyzései 1940-1944, Szombathely 2001. © Judit Varga-Hoffmann